Max Huber

«Er war ein liebenswürdiger, tief religiöser Mensch mit ausgeprägt ethischen Grundsätzen», erinnert sich Ruedi Huber an seinen Grossvater Max Huber (1874–1960).
Als die Studentenverbindung «Zofingia», die älteste der Schweiz, nach dem auch durch sie verhinderten Abriss des Vorderbergs, 1963 das Gesellenhaus erwarb, liessen sie das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert renovieren und erweiterten es durch einen Anbau im Parterre und einen repräsentativen Saal im Obergeschoss. Ausdrücklich sollte der Saal auch von der Bevölkerung Flunterns für Veranstaltungen genutzt werden können. Und für diesen Saal suchten die Alt-Zofinger einen Namen. Sie wählten den von Max Huber (1874–1960), den langjährigen Präsidenten des «Internationalen Komitees vom Roten Kreuz» (IKRK).
Ein engerer Bezug des erwählten Namenspatrons zu Fluntern ist allerdings nicht nachweisbar.
Zwar soll Max Huber während seines Studiums in Lausanne kurze Zeit Mitglied bei den «Zofingern» gewesen sein, aber ansonsten trennte den zu jener Zeit überzeugten Antialkoholiker einiges von den dem Biergenuss nicht abgeneigten «Zofingern». Noch heute zählt zu deren Anlässen der Kommers mit seinem Comment und den geregelten Trinksitten. Für Huber eine «Nachäffung sinnloser Studentengebräuche».
Zu Fluntern immerhin gab es familiäre Kontakte. Als seine Mutter, Nanny Huber-Werdmüller, die erste Präsidentin des von Susanna Orelli-Rinderknecht 1894 gegründeten «Frauenvereins für Mässigkeit und Volkswohl» wurde, der wenig später am Zürichberg sein «alkoholfreies Volks-und Kurhaus» eröffnete, «verfasste der Jurastudent Max Huber», so sein Enkel Ruedi Huber, «für sie die Vereinsstatuten.»
Trotzdem, ausschlaggebend für die Wahl Max Hubers als Namensgeber für den Saal im Gesellenhaus dürfte wohl primär dessen Prominenz gewesen sein.
Eigentlich wäre für Max Huber eine Laufbahn in Industrie und Wirtschaft normal gewesen. Sein Vater Peter Emil Huber war der Gründer der «Maschinenfabrik Oerlikon», der auch seine Geschwister Emil und Anna beruflich verbunden blieben. Max Huber wählte die Jurisprudenz. Und erwies sich hier als Senkrechtstarter: Promotion mit 23 Jahren, mit 28 Jahren Professor für «Verwaltungs- und internationales Recht» an der Universität Zürich, juristischer Berater des Schweizer Aussenministeriums bei den Friedenskonferenzen von Den Haag (1907) und Paris 1919, von 1920 bis 1932 Mitglied und Präsident des Ständigen Internationalen Gerichtshofes in Den Haag. 1936 ernannte ihn die Zofingia zu ihrem Ehrenmitglied. In der Ernennungsurkunde heisst es, «in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um das Ansehen der Eidgenossenschaft, um den Geist der Universität, um die schweizerischen Studenten.»
Das eigentliche Lebenswerk von Max Huber aber war das «Internationale Komitee vom Roten Kreuz» (IKRK), dessen Präsident er von 1928 bis 1944 war, eine Tätigkeit, die er ehrenamtlich ausübte.
Für seine Aktivitäten während der Naziherrschaft in Europa ist das IKRK von jüdischer Seite kritisiert worden, weil es mit seinen Kenntnissen über die Verbrechen der Nazis nicht an die Öffentlichkeit gegangen sei. Eine Kritik, die sein Enkel, der später selbst als Delegierter des IKRK tätig war, ungerechtfertigt nennt. Denn die Grundsätze für die Arbeit des IKRK, seine eisernen Regeln seien nun einmal die Diskretion gewesen, die Voraussetzung, um überhaupt tätig werden zu können.
1945 nahm Max Huber für das IKRK als dessen Ehrenpräsident den Friedensnobelpreis entgegen.

Martin Kreutzberg, Februar 2021
Mit Dank an Ruedi Huber