Heinrich Notz

Seit Anfang des 17. Jahrhunderts hatte Fluntern einen eigenen Katecheten. Seine «Kinderlehre» musste er allerdings im Wirtshaus abhalten. Das war mit «mancherlei Übelständen» verbunden, eine «Verletzung des kirchlichen Anstandes». Ein Ärgernis.
Aber, es war wohl damals so wie heute: Viele räsonierten, aber niemand wurde aktiv.
Bis Untervogt Heinrich Notz die Initiative ergriff und handelte.


Fluntern war seit dem Mittelalter Teil des Stadtstaates Zürich. Die Verwaltung erfolgte auf zwei Ebenen: Die obere wurde repräsentiert durch die Obervögte. Sie wohnten in aller Regel in der Stadt Zürich und waren Mitglieder des Kleinen Rates, der eigentlichen Regierung. Der Obervogt war der Verwalter seines Territoriums. Der wichtigste örtliche Gemeindebeamte war der Untervogt, die «rechte Hand» des Obervogts. Untervogt war das höchste Ehrenamt, das man als Bewohner der Landschaft erreichen konnte.
1749 wurde Heinrich Notz Untervogt. Ein tatkräftiger Mann, dem das Wohl Flunterns sehr am Herzen lag.
Zunächst schenkte er seiner Gemeinde ein Haus für eine Schule. Heute befindet sich darin die Gemeindehelferei. Dann sorgte er dafür, dass der bis dahin erbärmlich schlecht gestellte Schulmeister den Unterricht nicht mehr in seiner eigenen Wohnung abhalten musste. Und schliesslich war Heinrich Notz derjenige, der 1761die Initiative zum Bau eines «Bethauses» in Fluntern ergriff. Nach seinem Plan wurde es erbaut, er «leitete das Ganze bestmöglichst mit Anstrengung aller seiner Kräfte und mit der grössten Uneigennützigkeit» (Denzler, Fluntern, die Gemeinde am Zürichberg, S. 86) 1763 war das Werk vollendet, hatte Fluntern seinen «Jugendtempel».
Sehr am Herzen lag Heinrich Notz auch das Armenwesen. 1774, im Lande herrschte eine allgemeine Teuerung, sorgte er dafür, dass ein Teil der Fluntermer Allmend als Anbaufläche freigegeben wurde.
Mehr als 30 Jahre bis zu seinem Tode 1781 stand Heinrich Notz an der Spitze seiner Gemeinde, «verehrt und geliebt von seinen Mitbürgern».
70 Jahre später vermerkt der Chronist. «Seit seinem Tode machte sich die Gemeinde weder durch neue Einrichtungen, noch durch weitere Ausbildung der alten bemerkbar.» (Denzler, S. 91)
Heute erinnert weder ein Platz noch eine Strasse in Fluntern an Heinrich Notz.

Martin Kreutzberg