Zürich bei Fluntern
Herbst 2017. In wenigen Monaten steht in Zürich ein Jubiläum an: «125 Jahre Eingemeindung». Elf Vorortsgemeinden von Zürich – Aussersihl, Enge, Fluntern, Hirslanden, Hottingen, Oberstrass, Riesbach, Unterstrass, Wiedikon, Wipkingen und Wollishofen – stimmten 1891 über ihre Eingemeindung in die Stadt Zürich ab. In Aussersihl stimmten sie zu 99 % zu. Auch die Herren des Gemeinderates von Fluntern stimmten zu. Allerdings «mit unheimlichen Gefühlen».Für die bis dahin selbstständige Gemeinde Fluntern jedoch ein naheliegender Entscheid. Denn immer enger waren Zürich und Fluntern miteinander verbunden: Das Kantonsspital, mehrere Institute der prosperierenden Universität und des «Eidgenössischen Polytechnikums», heute die ETH, lagen auf Flunterns Territorium. Zudem galt die «Platte» als das «Quartier Latin» von Zürich.
Die Eingemeindung: Ein historisches Ereignis also. Aus der Kleinstadt Zürich mit ihren 28000 Einwohnern und Einwohnerinnen wurde quasi über Nacht eine Grossstadt mit 120000 Menschen.
Anlass für den Quartierverein Fluntern bei der Stadtverwaltung nachzufragen, was diese anlässlich von «125 Jahre Eingemeindung Flunterns» geplant habe. Die Antwort ist höflich, aber negativ: gar nichts.
Die Reaktion in Fluntern darauf: Dann machen wir eben selber etwas.
Ein literarisch-musikalisches Programm sollte es werden. Und eine visuelle Dokumentation zur Geschichte Flunterns in einer Fotoausstellung «Fluntern erzählt».
Martin Kreutzberg und Lorenzo Käser übernahmen die Leitung des Projektes.
Die Resonanz in Fluntern war beeindruckend. Innerhalb von nur 14 Tagen konstituierte sich ein Chor: Christa Bretschger, Barbara Bösze, Eva Hafen, Irene Forster, Dominique Landoldt, Brigitta Voellmy, Felix Bretschger, Urs Maechi, Raymund Soler und Daniel Voellmy. Der Organist der evangelisch-reformierten Kirche Fluntern, Andreas Wildi, übernahm die musikalische Einstudierung. Auch die Lesung der Texte übernahmen prominente Fluntermer: Beatrice Müller, Heiner Hug und Urs Rechsteiner. Und Pfarrerin Tania Oldenhage stellte die Alte Kirche Fluntern als Aufführungsort zur Verfügung.
Nach intensiver Probenarbeit fand die Aufführung von «Zürich bei Fluntern» in der bis auf den letzten Platz gefüllten «Alten Kirche» statt. Anschliessend wurde die Fotoausstellung «Fluntern erzählt» im Schulhaus Fluntern eröffnet.
Die Resonanz im Quartier auf «Zürich bei Fluntern» war so gross, dass die Aufführung wiederholt werden musste.
Martin Kreutzberg
Uebrigens: Die Stadtverwaltung von Zürich meldete sich dann doch noch in Fluntern: Auf ihren Wunsch wurde die erweiterte Fotoausstellung «Fluntern – gestern und heute» einige Wochen später im Stadthaus gezeigt.