Zürich und die Ausgemeinden
«Einem Fremden, der mit hiesigen Verhältnissen nicht näher bekannt, auf dem Dampfboote sich der Stadt Zürich nähert oder den Tunnel bei Wipkingen verlässt, präsentiert sich die Stadt Zürich samt den Ausgemeinden bereits als eine grosse Stadt. Wenn er das stattliche Häusermeer überschaut, kann er es kaum glauben, dass dasselbe von 11 ganz selbstständigen Gemeinden gebildet werde, die rücksichtlich ihrer Verwaltung unter sich in fast gar keinem Zusammenhang stehen… Fürs erste sollte deshalb in einer allmählich gross werdenden Stadt eine Polizei sein. Wir haben aber deren viele; nämlich die Staatspolizei, dann folgt die Stadtpolizei mit einem Polizeikorps von 48 Mann; endlich hat jede Ausgemeinde ihre eigene Gemeindepolizei. Dieselben halten gegenwärtig zusammen 9 Tagwächter sowie 17 Nachtwächter. Daher scheint es uns das einzig richtige zu sein, eine hauptstädtische Polizei zu schaffen. … Neben einheitlichem Polizeikorps würden wir auch die Aufstellung einer Polizeiverordnung für Stadt und die bevölkerten Teile der Ausgemeinden befürworten….Der aufzustellenden Centralbehörde wäre dann namentlich auch der Gesundheits-, Sitten- und Fremdenpolizei zu übertragen. … Für die Benutzung von Droschken, Omnibus und Dienstmännern wären einheitliche Regulative aufzustellen… Eine verbesserte Sicherheitspolizei…. ist ein Preis, um den es sich lohnen würde, ein kleines Stück der Gemeindeselbstständigkeit zu Gunsten des Ganzen zu opfern…. Und wir möchten allen Ernstes die Frage aufwerfen: soll nun jede Gemeinde ihren eigenen Kirchhof gründen oder täte man nicht besser, auch in dieser Richtung eine Einigung aller anzustreben? … Und sollte die Verbrennung der Leichen schon bald praktisch durchführbar werden, so stände dann dem ebenso wenig etwas im Wege.»Conrad Escher, NZZ, 29.5.–9.6.1874