Mut zum WeiterlebenHarry Herz

Mut zum Weiterleben
Harry Herz

24 Jahre lang war er der Redaktor von «Fluntern»: Harry Herz.

Harry Herz stammt aus einer gut situierten, eigentlich deutsch-national gesinnten jüdischen Berliner Familie. Sein Berufswunsch: Redaktor. Kurz vor der Matura aber muss er, weil jüdisch, das Gymnasium verlassen. Er erlernt den Beruf eines Typographen. Etwas, was ihm viele Jahre später sehr nutzen wird.

1938, nach der «Reichskristallnacht», flüchtet Harry Herz aus Nazideutschland nach Belgien. Seine Stationen über Jahre: Gefängnisse und Lager.

1940, nach dem Überfall Nazideutschlands auf Belgien, Flucht nach Frankreich. Lager auf Lager folgen: St.Cyprien, dann das berüchtigte Gurs in Südfrankreich. Immer mit der Furcht, von der Petainregierung an die Nazis ausgeliefert zu werden. Aber in jedem dieser Lager, auch unter den erbärmlichsten Bedingungen, wird Harry Herz aktiv: er kämpft für besseres Essen, organisiert Kulturveranstaltungen, druckt Flugblätter für die Resistance.

1942 gelingt ihm die Flucht in die Schweiz. Und wieder folgt Lager auf Lager: Büren, Birmensdorf. Immer verbunden mit der Androhung: «Er hat alles zu tun, um die Schweiz so schnell wie möglich zu verlassen.»

Im Frühjahr 1945 wird Harry Herz nach seinem Beruf gefragt: «Schriftsetzer». Ein Mangelberuf damals. Die Folge: Arbeitsbewilligung und Aufenthaltserlaubnis. Und damit endlich ein Leben ausserhalb von Gefängnissen und Lagern.

1955 kommt er zur Druckerei Schippert in Fluntern. Und als Jacques Isler die Redaktion der Zeitung «Fluntern» niederlegt, verwirklicht sich für Harry Herz plötzlich sein alter Traum vom Redaktor und Journalisten: «Aus ideellen Gründen zur Übernahme der Redaktion kam noch hinzu, hier an einer Zeitschrift zu wirken, die eine geschichtliche, kulturelle und gesellschaftliche Rolle im Lokalbereich zu erfüllen hat.»

Martin Kreutzberg
Mit Dank an Hans-Ulrich Pereis