Kulturhaus gegen den braunen Terror

Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 in Deutschland flüchteten viele deutsche Schriftsteller in die Schweiz. Trudi Schoop stellte ihnen ihr «Studio Fluntern», wie die «Alte Kirche» damals hiess, zu Lesungen zur Verfügung.
Organisiert wurden sie von der Buchhandlung Oprecht. Else Lasker-Schüler, Erika Mann, Alfred Kerr, Alfred Polgar, Ernst Toller oder Jakob Wassermann lasen damals in der «Alten Kirche» Fluntern «Die Veranstalter der literarischen Abende im Studio Fluntern lassen vornehmlich linksradikale jüdische Intelligenz zu Wort kommen» so die NZZ am 6. September 1933.
Lobend dagegen wird erwähnt, dass «…dieser Gruppe der unpolitische Dichter Jakob Wassermann nicht zugezählt werden kann, der am 5. September im ‹Studio Fluntern› vor einer grossen Zuhörerschaft über seine ‹Inneren und Äusseren Landschaften› sprach.» (NZZ 6. September 1934)
Eindeutig dagegen die Reaktion der Schweizer Rechtsextremen auf das Programm von Trudi Schoops «Studio Fluntern»: «Diese Firma veranstaltet jeden Dienstagabend im Studio Fluntern Vorträge ausländischer flüchtiger Schriftsteller … Und wer sind nun die Besucher solcher Vorträge? Zum grossen Teil setzt sich die Zuhörerschaft aus zürcherischen Juden und deren Hofstaat, der so genannten ”besseren” Gesellschaft zusammen, also aus Kreisen, die vorwiegend der NZZ nahestehen. Kulturbolschewisten! Geistige Landesverteidigung vor!»
Dieser Artikel aus «Die Front» vom 29.8.1933 wurde Emil Oprecht zusammen mit einer Zeichnung, die ihn am Galgen zeigte, anonym zugesandt.


Martin Kreutzberg