Johann Lukas Schönlein und Georg Büchner
Eines hatten der Mediziner Johann Lukas Schönlein und der Dichter Georg Büchner gemeinsam: Sie kamen beide als Flüchtling nach Zürich.1833 war der wegen «demokratischer Umtriebe» verfolgte Professor Schönlein dem Ruf an die eben gegründete Zürcher Universität gefolgt.
1836 hatte der wegen «Theilnahme am staatsverräthrischen Handlungen» vom «Grossherzoglichen Hessischen Hofgericht» mit Steckbrief gesuchte Georg Büchner, «Grösse 9 Zoll neuen Hessischen Maases» ebenfalls in Zürich Zuflucht gefunden. Hier schrieb er das Lustspiel «Leonce und Lena», die Novelle «Lenz» und das Drama «Woyzzek».
Ende Januar 1837 erkrankte er. Man beschloss als Arzt Schönlein zu rufen.
Johann Lukas Schönlein an Georg Büchners Krankenbett
Caroline Schulz, Tagebuch:
2. Februar 1837: Büchner fühlt sich nicht wohl und muss wegen Fieber im Bett bleiben. Wir beschlossen, einen Arzt kommen zu lassen und zwar Schönlein.
14. Februar: Schönlein kommt. Büchner sprach sehr vernünftig mit ihm, bekam aber schon während seiner Anwesenheit starke Hitze.
15. Februar: Schönlein kommt. Schon als er eintrat, sagte er: «Welche ein Geruch» und liess sich den Stuhlganz zeigen, der ganz schwarz war und aus dickem Blut bestand, betrachtete den Kranken und sagte «es ist das Faulfieber, die Gefahr ist gross.»
17. Februar: «Schönlein wundert sich, ihn am Morgen noch lebend zu finden; er kam täglich zweimal und nahm den grössten Antheil.»
19. Februar: Büchners Verlobte ist aus Strassburg eingetroffen. «Endlich geht Schönlein mit ihr an sein Bette, nach langem Anstarren meldet sich sein grosser verwirrter Blick und die krampfhaft verzogene Miene gestaltet sich zu einem leisen Lächeln – er erkennt sie – einen Augenblick und sinkt wieder in das grässliche Delirium zurück… Schönlein hat ihn aufgegeben.
19. Februar nachmittags: Georg Büchner stirbt.
Beerdigt wurde Georg Büchner ganz in der Nähe seiner Wohnung in der Spiegelhofgasse im Friedhof «Krautgarten»: Am 21. Februar 1827 «begleiteten mehrere hundert Personen, die beiden Bürgermeister und andere der angesehensten Einwohner der Stadt an der Spitze, den Verewigten zur Ruhestätte.»
Nachdem der Friedhof «Krautgarten» 1848 aufgelöst und zur Bebauung frei gegeben worden war – jetzt befinden sich dort die Bauten des Kunsthauses – wurde Büchners Grab 1875 auf den «Germaniahügel», heute «Rigiblick» umgebettet.
Martin Kreutzberg 2021