Fasnacht und Jassen im Waldeck
Der Milchmann Gusti Peter war ein geselliger Mensch. Gerne kehrte er nach seiner Milchtour noch im Waldeck – erbaut 1928 – an der heutigen Krähbühlstrasse 128 ein. Mehr als einmal trabte Gustis Ross mit dem Wagen alleine nach Gockhausen. Es fand den Weg auch ohne seinen Meister zurück in die Milchhütte.Anfangs der 1940er Jahre motorisierte sich Gusti mit einem Motorrad der Marke «Indian». Er liess sich zusätzlich einen Seitenwagen mit einem grossen Holzverschlag zimmern und montieren. Darin konnte er die Milchtansen transportieren. Und manchmal auch die Kinder von Gockhausen.
Franz Heiniger erinnert sich: «In der Fasnachtszeit kamen wir Kinder in den Genuss von Gustis Geselligkeit. Wir holten ja jeweils am Abend die Milch in der Hütte. Wenn er uns während der Fastnachtszeit antraf, dann brummte er, morgen, da zieht ihr aber etwas an. Da wusste man, es war wieder einmal Zeit, bei der Mutter etwas zum Verkleiden zu organisieren. So richtig Fastnacht gab es im Waldeck aber nicht. Das war einfach Gustis Privatfasnacht mit uns. Wir fuhren singend im Seitenwagen von Gockhausen an die Krähbühlstrasse und bekamen zur Feier des Tages ein Glas Most mit Brot spendiert.»
Das Waldeck war damals das letzte Haus rechts vor der Allmend Fluntern. Es hatte einen riesigen Garten mit Kastanienbäumen. «Aber als Kind interessierte mich das nicht so. In die Morgensonne ging es mit Gusti nie. Wieso, weiss ich auch nicht», erzählt Franz Heiniger.
Und noch jemand war gerne im Waldeck zu Gast. Der Bäcker Frick, der sein Geschäft neben dem Konsum bei der Tramhaltestelle Kirche Fluntern besass und es zusammen mit seiner Frau und ihrer ledigen Schwester führte.
Nach getaner Arbeit in der Backstube, ging es an manchen Nachmittag mit dem Motorrad hinauf ins Waldeck zu einem gemütlichen Jass. Sehr zur Freude seines Gottenmeitlis Ruthli, das ihn oft begleiten durfte. Bei einem grossen Glas Sirup harrte es geduldig in der Wirtsstube aus und schaute der fröhlichen Jassrunde zu.
Gabriela Mattes nach Erinnerungen von Franz Heiniger, Hannes Kunz-Peter und anderen Quartierbewohnern, Februar 2013