Der Irrnigersteig

In seinem Testament legte Jörg Irringer im Jahre 1686 fest, dass «bei vorfallenden Gemeindeanlässen zu meinem Gedenken zu trinken gegeben» werden sollte.
Drei Gemeindeanlässe fanden in Fluntern regelmässig statt: Zu Jahresbeginn der «Neujahrsbott», auf dem der «Seckelmeister» die Gemeinderechnung ablegte, im Sommer die «St.Johanni-Gemeinde» mit der Wahl vom Gemeindevorsteher, den Geschworenen und dem «Seckelmeister» und im Herbst schliesslich jene, auf der der Beginn der Weinlese bestimmt wurde.
Am beliebtesten bei den Fluntermern, Frauen durften natürlich nicht teilnehmen, war der «Neujahrsbott». Der fand gewöhnlich im Gesellenhaus am Vorderberg statt. Und hier gab es dann für jeden Mann den Gemeindetrunk, «eine Mass Wein» und zwar umsonst. Wobei es bei der «einen Mass Wein» nicht geblieben sein dürfte …
Nicht sehr verwunderlich, dass sich die Tradition des Gemeindetrunks sehr lange hielt. Bis 1917. Noch 25 Jahre nach der Eingemeindung in die Stadt Zürich gedachten die Fluntermer Herren bei ihrem «Räuschling» Jörg Irringers aus dem Jahre 1686. …

Martin Kreutzberg